Seit Mitte Februar haben wir Unterstützer:innen für ein Bürgerbegehren zu Erhalt und Sanierung des Schulzentrums Corneliusfeld und den Erhalt des regionalen Grünzugs am Wasserturm geworben. Viel Überzeugungsarbeit mussten wir nicht leisten. Die meisten Tönisvorster:innen, mit denen wir in Kontakt standen, sind wie wir der Meinung, dass es günstigere und ökologischere Möglichkeiten gibt, der Raumnot der beiden weiterführenden Tönisvorster Schulen Herr zu werden, als ein neues Schulzentrum zu bauen.
Letztendlich haben sich 3.972 Vorster und St. Töniser Bürger:innen dafür ausgesprochen, dass es keine Schulneubauten auf der landwirtschaftlichen Nutzfläche am St. Töniser Wasserturm geben soll. Das sind mehr als 15 Prozent der Wahlberechtigten und mehr als doppelt so viele, wie CampCorn brauchte, um in einem Bürgerentscheid über die Frage abstimmen zu lassen: „Sind Sie für den Erhalt und die Sanierung des Schulzentrums Corneliusfeld als Bildungs-, Sport- und Kulturzentrum der Stadt Tönisvorst und den Erhalt des regionalen Grünzugs am Wasserturm?“
Unabhängig davon, dass wir vom Zuspruch für unser Bürgerbegehren überwältig sind, freuen wir uns, viele Bürger:innen erreicht zu haben, die sich zuvor mit dem Thema nicht ausein-ander gesetzt haben. So war das Bürgerbegehren auch ein Akt der Demokratie-Förderung, denn durch unser Engagement und die damit verbundene mediale Berichterstattung sind sehr viele Tönisvorster:innen erst auf das Campus-Projekt aufmerksam geworden und haben sich mit den Plänen der Stadtverwaltung und den verschiedenen Alternativvorschlägen beschäftigt. Auch das war uns von Anfang an ein Anliegen.
Am 20. Dezember 2021 haben wir das Bürgerbegehren bei der Stadtverwaltung angezeigt. Am 10. Januar haben wir in einer öffentlichen Versammlung im Corneliusforum unser Konzept vorgestellt. Zeitgleich ging unsere Homepage online. Auch eine facebook-Seite haben wir eröffnet, um möglichst viele Menschen zu informieren. Im Januar und Februar haben wir Gespräche mit Vertreter:innen aller Ratsfraktionen, der Verwaltungsspitze, den Leitungen der beiden weiterführenden Schulen, Vereinen, Jugendlichen und zahlreichen Bürger:innen geführt und mit der Unterschriftensammlung begonnen.
Dabei haben wir die Zielsetzung des Bürgerbegehrens dahingehend geändert, dass wir die Festlegung auf einen Gesamtschulneubau am Corneliusfeld herausgenommen haben. Auch aufgrund der weggefallenen kfw-Förderung für Neubauten schien es uns verfrüht, auf einen solchen Neubau zu beharren. Zudem fand der von uns aus Kostengründen und wegen der Synergieeffekte favorisierte Standort am Corneliusfeld nicht die Zustimmung der beiden Schulleitungen. Nun soll der Rat entscheiden, ob es einen Gesamtschulneubau gibt oder das Schulzentrum für beide Schulen ausgebaut wird oder ob der Neubau eines Fachraum-zentrums am Corneliusfeld, wie 2018 vom Stadtrat beschlossen, umgesetzt wird.
Kosten: Für den Erhalt des Schulzentrums sprechen finanzielle Gründe. Stellt man die von der Verwaltung geschätzten Kosten für das Raumprogramm des Schulzentrums Cornelius-feld mit den am Wasserturm geplanten Schulneubauten gegenüber, ist selbst die geplante umfangreiche Sanierung und energetische Ertüchtigung des Schulzentrums mit Forum und Turnhalle 25 Millionen Euro günstiger als die entsprechenden Neubauten am Wasserturm.
Zukunftssicherheit: Sollte durch die bereits geplante Umsetzung weiterer Neubaugebiete der Zuzug von Familien gefördert werden, bestehen am Standort Corneliusfeld Erweiterungs-möglichkeiten für die Schulen. Die Möglichkeiten am Wasserturm sind hingegen mit dem Campus-Projekt komplett ausgereizt. (Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass die Pläne der Verwaltung zwei vierzügige Schulen am Wasserturm vorsehen, und das, obwohl es bereits jetzt 11 erste und zweite Klassen in den Tönisvorster Grundschulen gibt.)
Sicherung des Sportstättenbedarfs: Der Standort Corneliusfeld bietet Platz für eine weitere Sporthalle, um die mit der Schließung des Schulstandorts Kirchenfeld wegfallenden Kapazitäten aufzufangen. Am Wasserturm ist das nicht möglich. Zum Vergleich: Die Fläche am Wasserturm verfügt über 4,2 Hektar, das Corneliusfeld ist 6,9 Hektar groß.
Geringere Folgekosten: Sämtliche „Zusatzleistungen“ für den Campus am Wasserturm fallen am Standort Corneliusfeld weg. Das sind: Anmietung von Parkplätzen im Gewerbegebiet, Bau einer Lärmschutzwand entlang des Autobahnzubringers Düsseldorfer Straße, Bau einer sicheren Querung der Düsseldorfer Straße, Bau einer Busspur, kostspieliger Ausbau der Vorster Straße, um dort einen sicheren Radweg für 2.000 Schüler:innen zu schaffen. (Aktuell gibt es nur einen schmalen Radweg zwischen Schluff-Trasse und Einmündung Am Wasserturm, der zu allem Übel auch noch entgegengesetzt zum Verkehr verläuft.)
Ökologische Fußabdruck: Zement ist ein Klimakiller, für Neubauten wird Zement gebraucht. Mit dem Erhalt des Schulzentrums bleibt die sogenannte graue Energie hingegen erhalten. Auch wird der regionale Grünzug nicht zerschnitten und weniger Fläche verbraucht. Mit der Sanierung im Altbestand wird ein verbesserter Energiestandard erreicht. Auch die Errichtung einer Photovoltaikanlage auf dem Dach des bestehenden Schulzentrums ist möglich und in der Kostenschätzung für die „umfangreiche Sanierung“ bereits eingerechnet.
Zeitliche Umsetzbarkeit: Im Hinblick auf die Rückkehr zu G9 am Michael-Ende-Gymnasium zum Schuljahr 2026/2027 ist die zeitliche Umsetzbarkeit entscheidend: Anders als beim Konzept Campus am Wasserturm müssen für CampCorn weder der Regionalplan geändert noch ein Flächennutzungsplan festgesetzt werden. Verzögerungen bei der Umsetzung aufgrund planungsrechtlicher Schwierigkeiten sind bei Erhalt des Schulzentrums nicht zu befürchten.